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Interview mit Jürgen Bogs

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Es ist ein erfolgreiches Jahr für Jürgen Bogs: Nicht nur, dass seine aktuelle Mannschaft, der 1. FC Neubrandenburg, vor einer DFB-Pokalteilnahme steht, sondern auch sein langjähriger Ex-Verein aus Berlin stürmt in die Regionalliga. Er gewann damals mit dem BFC Dynamo in der DDR-Oberliga zwischen 1979 und 1988 zehn nationale Meistertitel in Serie sowie 1988 und 1989 zweimal den FDGB-Pokal, den nationalen Pokalwettbewerb im DDR-Fußball. 

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(Jürgen Bogs – 1987)

Herr Bogs, wie fühlt man sich als Hansa-Rostock-Besieger?

Das fühlt sich natürlich gut an. Es ist ja völlig klar, dass dieser Erfolg in Anbetracht des Gegners eher unerwartet kam. Dennoch haben wir an die kleine Chance geglaubt und sie dann glücklicherweise auch nutzen können. Auch wenn es abgedroschen klingt: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze und beweist dies immer wieder.

Wie wichtig ist die Pokal-Euphorie für den Klassenerhalt in der Oberliga?

Es hat uns natürlich Selbstvertrauen verliehen. Dennoch sollte jedem klar sein, dass der Klassenerhalt in der Oberliga wichtiger ist als der Pokal-Sieg. Der Pokal-Triumph und die DFB-Pokalteilnahme ist etwas einmaliges, die Oberliga ist auf lange Sicht existenzieller für den Verein. Dennoch möchte ich natürlich diesen Titel holen, wir sind ja schließlich mit Partien gegen Rostock und Greifswald einen steinigen Weg gegangen.

Ihr Ex-Verein, der BFC Dynamo, steht vor der Rückkehr in die vierte Liga. Wie sehr beschäftigt Sie noch der ehemalige Verein?

Ich habe ja keine direkten Kontakte mehr zum Klub, da im Vorstand mittlerweile Personen sitzen, die ich persönlich nicht kenne. Dennoch habe ich natürlich noch eine Beziehung zum Verein und bin auch noch Fördermitglied. Es ist schön zu sehen, dass der Klub den Weg in die Regionalliga gemeistert hat. Es hat ja schon einige Zeit und Mühe dafür gebraucht.

Wie sehen Sie die Perspektive der Berliner?

Neustrelitz und Meuselwitz haben ja durchaus bewiesen, dass man sich in dieser Liga ohne größere Probleme etablieren kann. Zudem hat der Klub auch in der Oberliga viele Fans im Rücken und arbeitet sehr professionell. Ich sehe die Chancen nicht allzu schlecht für meinen Ex-Verein. Allerdings, und das sei recht klar betont: Ich habe mit den Jahren eine Objektivität zum Klub gewonnen und würde nicht davon sprechen, dass ich noch sehr  stark mit dem Herzen am BFC hänge.

Es besteht der Eindruck, dass es im Osten bis auf wenige Ausnahmen überall kriselt. Cottbus, Dresden, Rostock, Chemnitz oder Lok Leipzig. Ist es die vielleicht schwerste Krise seit der Wende?

Es ist ja ganz einfach: In der heutigen Zeit geht alles über das Geld.  Wer keins hat, besitzt einfach schlechte Karten, das ist momentan der Lauf der Dinge. Allerdings darf man dieses nicht nur auf die strukturschwache Wirtschaft beziehen. Bei einigen Klubs wurde auch viel zum eigenen Verfall hinzugeleistet, ich rede hierbei vom Missmanagement.

Wie sieht Ihre Prognose aus?

Bis auf Union und Aue sieht es nicht gut für die beiden anderen Zweitligisten aus. Cottbus wird sehr wahrscheinlich runtergehen, ähnliches erwarte ich auch bei Dresden. Mit vier Mannschaften in der 2. Liga sah es ja eine Weile gar nicht mal so schlecht aus. Ich befürchte, dass sich in naher Zeit wieder viele traditionsreiche Ost-Klubs in einer Liga treffen werden. Möglicherweise ist das dann die Liga Drei.

Wie stehen Sie zu RB Leipzig?

Man muss ja anerkennen, dass der Klub in Leipzig von den Zuschauern angenommen wird und viele Leipziger begeistert ins ehemalige Zentralstadion strömen. Dennoch sehe ich auch kritische Punkte. Zum Beispiel: Wie sieht es aus, wenn der Konzern im Hintergrund den Geldhahn zudreht? Wie geht es mit den anderen Leipziger Klubs wie Lok oder Chemie weiter? Ich glaube, dass man zwar nicht alles, aber doch einiges kritisch hinterfragen muss.

Herr Bogs, wäre eine DFB-Pokalbegegnung im kommenden Jahr ein würdiger Karriereabschluss?

Ich würde mich unwahrscheinlich auf den DFB-Pokal freuen. Eine Partie gegen einen höherklassigen Gegner ist immer etwas ganz besonderes und auch als Geschenk für die treuen Fans zu betrachten. Allerdings ist mir die Liga momentan wichtiger, wie ich bereits eingangs erwähnte.

[hh]


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